Nacht für Nacht

Wie helle Raupen kriechen die Chausseen
Aus Wäldern über Berge in die Tale.
Gestrandet liegen Wolken, groß wie Wale,
Still in der Abendröte blanken Seen.

Der Tag versiegt. Bis ihn die Frühen speisen,
Quillt schwarze Nacht aus allen Himmelsbronnen.
Die Sterne scheinen, kleine, ferne Sonnen.
Der Teich im Hofe glänzt wie dunkles Eisen.

Der Mond steht, wie ein Junge in der Pfütze,
Hell über jedem Garten. Und wie Gaze
Schimmert der Wald, des Berges blaue Mütze.

Aus einer Kleinstadt ragt des Kirchturms Vase
Verschnörkelt aus der Giebeldächer Nippes.-
Schlaf hält die Menschen fest, steif, wie in Gips.

Erstveröffentlichung:
Die Aktion Bd. 2, Jg. 1912, Nr. 31 (31. Juli)


Night for Night

Like shining caterpillars, highways crawl
From forests over mountains into dales.
And sunset clouds lie stranded, large like whales
By lakesides, motionless, unmoving, stalled.

Daytime’s run dry. Til morning feeds it anew,
Black night will gush out from the fountain-skies.
Stars gleam, small, distant suns. Below them lies
A pond that shines like iron’s darkest hue.

The moon, a young boy standing in a pool,
Illuminates each garden bed. Like gauze,
The forest shimmers, the mountain’s cap of blue.

A small-town church-tower rises, an ornate vase,
From gaud-strewn, gabled roofs that it shoots past.—
Sleep freezes people in its plaster cast.

Lyrics by Paul Boldt in English Translation
by Daniel J. Webster

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