Wir Dichter

Wie Einsamkeit das Ich im Auge dämmt.
Du ist nicht feil, und Du beginnt zu fehlen.
Geh durch die Menge, um Lächeln zu stehlen,
Verbrauche deine Küsse ungehemmt -:

Ein Schrei wärmt dir den Leib! Zu sehr allein.
Es gibt nur dies, unser Blut-Hoch und Ja,
Unsere Kunst, das Labsal anima!
Das Herz bewegt sich in das Wort herein.

Von den Stummheiten sollen wir aufbrechen!
Nicht nur anjahren in der Existenz.
Von Antlitzfrauen aufreizend umschwiegen

Werden wir jetzt, einmal und wenigstens,
Die Herzensröte an den Lippen kriegen.
Unseren Dialekt des Menschen sprechen.

Erstveröffentlichung:
Die Aktion Bd. 4, Jg. 1914, Nr. 50/52 (24. Dez.)


Nous les poètes

Solitude, comme elle emmure dans l’oeil le moi.
Tu n’es pas vénal et tu te retires.
Va à travers la foule voler des sourires,
Épuise tes baisers sans embarras – :

Un cri te brûle le corps ! Seul, trop.
Il n’y a que notre sang et ses vivats,
Les délices de notre art, cette anima !
Le cœur se meut à l’intérieur du mot.

De nos mutismes nous devons nous départir !
En existant ne pas seulement vieillir.
Encerclés de femmes-visages qui se taisent,

Maintenant et une fois au moins à notre aise
Nos lèvres porteront la couleur du coeur : carmin
Et parleront notre dialecte humain.

© 2005-11 Eberhard Scheiffele (Traductions de 22 poèmes de Paul Boldt)

Vor dem Winter

In Landschaft mit dem armen schwarzen Klee
Krümmt sich der Schnellzug an den hellen Schienen.
Da fährt das Frauenantlitz im Coupé.
Vom schnellen Sonnenuntergang beschienen.

Bäume passierend, redend. Es wird Wind.
Der Himmel jagt die Ebene zu Ende.
Man hat das Häuserne und fühlt sich blind,
Der kleine Tag weint in die hellen Hände.

Erstveröffentlichung:
Die Aktion Bd. 4, Jg. 1914, Nr. 48/49 (5. Dez.)

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