Das stumme Land

Das Land liegt zwischen Strömen an den Seen.
Im Winde fiebernd, brandig von Morästen.
Hier wächst der Wald. Es nisten in den Ästen
Die alten Vögel, Völker großer Krähn.

In hellem Abend wandern die Chausseen
Nach Süden aus, und andere nach Westen,
Und sehn auf erzen-hellen Wälderresten
Die Sonne rot in die Schneeberge gehn.

Im stummen Lande wohnt die Menschenrasse
Brutaler Leute, Jähzorn im Geblüt.
Wie Tiere lachen würden, tritt der krasse

Kiefer heraus, um einen Biß bemüht.
Jeder Gewöhnliche erhält die Masse.
Sie lieben Krieg, Tierfang und das Gestüt.

Erstveröffentlichung:
Die Aktion Bd. 5, Jg. 1915, Nr. 16/17 (17. April)

Stadt

Unsere Stadt ist gar nicht absolut.
In die roten, gefleckten Wolkenmassen
Sinken die Häuser abends wie zerlassen.
Voller Detail. Straßen und Lampenflut.

Behändetes Café voll Köpfen kocht.
Im Rock aus Schrei steht Litfaßsäule steif.
Wind fliegt vorbei als dunkler Pferdeschweif.
Und Hurenlächeln brennt am Kleiderdocht.

Tagestrottoir beschreiten dunkel Träger.
Kleider mit alten Flecken roten Munds.
Antlitz, auf Hirn gefaltet, friert blutlos.

Ach: nahten reicherblutig Wälder uns
Der Stadt entschritten! Und wärmend und bloß
Himmel der Farbige, der blaue Neger.

Erstveröffentlichung:
Die Aktion Bd. 5, Jg. 1915, Nr. 14/15 (3. April)

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