Der Primäraffekt

Jemand, den Kopf in Mädchenknien, sagt:
Daß deine Schenkel früher zu mir kamen.
Wie Krähen fraßen Huren mich Einsamen.
Immer war Winter. Ich bin angenagt!

Dein roter Mund, ein Nest voll weißer Küsse,
Ist unerreichbar nah. Du bist so keusch.
In meinem Herzen da ist ein Geräusch,
Als ob es röchle und ersticken müsse.

Erstveröffentlichung:
Die Aktion Bd. 3, Jg. 1913, Nr. 27 (5. Juli)

Erläuterungen:
Primäraffekt. Krankheitsmerkmal der Syphilis. Tritt nach etwa drei bis vier Wochen nach erfolgter Ansteckung an der Infektionstelle auf.

In der Welt

Ich lasse mein Gesicht auf Sterne fallen,
Die wie getroffen auseinander hinken.
Die Wälder wandern mondwärts, schwarze Quallen,
Ins Blaumeer, daraus meine Blicke winken.

Mein Ich ist fort. Es macht die Sternenreise.
Das ist nicht Ich, wovon die Kleider scheinen.
Die Tage sterben weg, die weißen Greise.
Ichlose Nerven sind voll Furcht und weinen.

Erstveröffentlichung:
Die Aktion Bd. 3, Jg. 1913, Nr. 27 (5. Juli)


Dans le monde

Je laisse mon visage tomber sur les étoiles,
Qui comme frappées en clopinant s’écartent.
Les forêts s’en vont vers la lune, méduses noires,
Dans une mer de bleu, d’où saluent mes regards.

Mon moi s’est enfui. Il fait le voyage interstellaire.
Ce n’est pas moi qui fait luire les vêtements.
Les jours se meurent, vieillards blancs.
Des nerfs sans moi sont pleins d’angoisse et pleurent.

© 2005-11 Eberhard Scheiffele (Traductions de 22 poèmes de Paul Boldt)

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